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Erster Newsletter, Gründung des Unternehmens, Ziele und Strategien (September 2000)

1. Teil: CICB

Die Gründung des CICB Center of Intercultural Competence (Baumer) war ein relativ langer, aber kontinuierlicher Prozess. Seit langem schon interessierten mich die unterschiedlichen Denk- und Kommunikationsarten der Menschen; dieses Interesse wuchs während meiner langjährigen Tätigkeit in internationalen Unternehmen, während Auslandaufenthalten und auf Reisen in bisher über 65 Länder.

Nicht nur die unterschiedlichen Kulturen, ihre Geschichte und ihre Ausdrucksformen faszinierten mich, sondern auch die unterschiedliche Weise und Bedeutung der Sprachen. Meine Muttersprache ist Deutsch, und ich spreche fliessend Englisch und Französisch, recht gut Spanisch sowie etwas Italienisch und Russisch, und ich stellte fest, dass man Wörter und Sätze zwar genau übersetzen kann, doch die Bedeutung dieser Sätze oft sehr verschieden ist. Die Vielseitigkeit der Welt - Menschen, Länder, Sprachen, Kulturen - ist faszinierend und gleichzeitig herausfordernd, sicher aber eine Bereicherung.

Obwohl meine berufliche Tätigkeit, zuletzt als Deputy General Manager im Swissair Training Center in Zürich, hochinteressant war, suchte ich eine neue Herausforderung - einerseits um meine privaten Interessen und Hobbies vermehrt einzubringen, und andererseits meinem Ziel, Eigenverantwortung und Selbsverwirklichung, näherzukommen.

Ende 1998 schrieb ich in meinem berufsbegleitenden Betriebswirtschafts-Studium die Diplomarbeit ‚Beurteilung interkultureller Kompetenz. Zusammenstellung von Verfahren aus Wirtschaft und Wissenschaft'. Die Arbeit fand sehr guten Anklang, sowohl das Thema ‚Interkulturelle Kompetenz' als auch der Vergleich von Beurteilungsmöglichkeiten, der in dieser Form zum ersten Mal vorgetragen wird.

Im Oktober 1999 entwarf ich meine private Homepage (http://www.baumer.net/), um meine praktischen Erfahrungen mit dem Internet und im Web-Design zu erweitern, aber auch, um Freunden und Bekannten einen grösseren Einblick in meine Interessen und Tätigkeiten zu geben.

Aufgrund meiner wachsenden Interessen an zwischenmenschlicher Kommunikation, an den Ländern und Kulturen dieser Welt, und gleichzeitig aufgrund des positiven Echos auf meine Diplomarbeit entschied ich mich Anfang 2000, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen: als erstes überarbeitete ich meine Diplomarbeit - sie nahm den mehrfachen Umfang an - und formulierte meine Geschäftsidee in einem Businessplan. Viele organisatorische und administrative Tätigkeiten drängten sich auf: Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatung, die Wahl eines Grafikers, um das Corporate Design zu gestalten (Firmen-Logo, Briefpapier, Visitenkarten, Power-Point-Folien, Präsentationsmappe usw.), eines Web-Designers (Gestaltung des Internet-Auftritts), Wahl der Rechtsform, Marktanalyse, vielfältige Kontakte mit Unternehmen und Forschern, die im Bereich interkulturelle Kompetenz oder angrenzenden Bereichen tätig sind, und Vorbereitung der Besuche verschiedener Persönlichkeiten, um deren Meinungen und Erfahrungen kennenzulernen.

Viele Ideen und konstruktive Kritik kam von Freunden, im Familenkreis, von Bekannten, Geschäftspartnern und freien Mitarbeitern betreffend der Geschäftsidee, im korrigierenden Durchlesen meines Buches ‚Handbuch Interkulturelle Kompetenz', den Präsentationen und Übersetzungen, für die ich auch an dieser Stelle herzlich danke!

In fast allen administrativen Bereichen war die Auswahl geeigneter Partner recht anspruchsvoll, da sowohl hohe Professionalität als auch persönliche Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit sowie eine „gemeinsame Chemie" wichtig sind.

Ich arbeitete eine Strategie resp. einen Zeitplan aus - meist konnte ich dessen Reihenfolge, nicht immer aber dessen Zwischenziele einhalten, da viele Faktoren entweder fremdbestimmt oder zeitintensiver als angenommen - oder beides waren. Doch jeder Kontakt, jede Teilarbeit war noch interessanter und vielseitiger als ursprünglich vermutet!

Der „Schritt in die Öffentlichkeit" vollzieht sich in drei Stufen: erstens mit der Gründung des CICB (Eintrag ins Handelsregister) am 30. Mai 2000, zweitens die Freischaltung der Homepage am 21. September 2000, und drittens mit Auftritten in den Medien nach Abschluss der letzten Vorbereitungen, Besuche und Fertigstellung der Kurse im Angebot des CICB Ende 2000.

Gegenwärtig bin ich also an den Korrekturen meines Buches, den Vorbereitungen der Präsentationen und Kurse sowie an vielen Gesprächen und damit verbundenen Reisen, worüber ich im nächsten Newsletter berichten werde.


2. Teil: Fachbereiche

Kultur

In diesem ersten Newsletter besprechen wir den Begriff Kultur:

Kultur wird definiert als „Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Äusserungen einer Gemeinschaft, eines Volkes", eine „gepflegte, kultivierte Lebensweise" oder auch „angebaute, junge Pflanzen resp. gezüchtete Mikroorganismen oder Gewebszellen". In unserer Arbeit sind in erster Linie die zwischenmenschlichen Aspekte der Kultur betroffen. Gemeinsam in allen bekannten Definitionen von „Kultur" ist die während einer bestimmten Zeit geschaffene Gemeinsamkeit (mehrere Menschen leben in einer Kultur oder teilen zumidest einzelne Aspekte davon).

Eine gesamtheitliche Umschreibung der Kultur kann sich nicht nur an Weltreligionen oder Kulturkreisen orientieren, sondern muss alle ethnologisch-sozialen Bereiche miteinbeziehen, die unter Kultur die Gesamtheit der materiellen und einstigen Aktivitäten und Produkte einer bestimmten sozialen Gruppe versteht, die sich von ähnlichen Gruppen unterscheidet. Kultur ist somit ein komplexes Gebilde, das Wissen und dessen Anwendung, Glaubensvorstellungen, Kunst, Moral, Gesetze, Bräuche sowie alle Fähigkeiten und Eigenschaften, die sich Menschen als Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft aneignen und wodurch sie sich von anderen Gruppierungen unterscheiden, einschliesst.

Im Sinne der modernen Kulturanthropologie ist Kultur im wesentlichen zu verstehen als ein System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen, Wertorientierungen, die sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen und materiellen Produkten sichtbar werden - vereinfacht gesehen ist Kultur also die Art und Weise, wie die Menschen leben und was sie aus sich selbst und ihrer Welt machen.

Im Zusammenhang mit der interkulturellen Kompetenz kann Kultur auch definiert werden als kollektive Bewusstseinsprogrammierung, die die Mitglieder einer Gruppe von denen einer anderen unterscheidet", sowie als explizite und implizite Muster von und für Verhaltensweisen einer Gemeinschaft". Sie entsteht aus traditionellen Ideen, Werten, aus ethnischen, geographischen und politischen Gegebenheiten und aus oft unerklärlichen Zufällen. Sie ist, „was man wissen oder glauben muss, damit man so handeln kann, dass es für ihre Mitglieder akzeptabel ist".

Allerdings ist es schwierig, im analytischen, aber auch normativen Sinn eine Kultur in ihren spezifischen Wesensmerkmalen genau abzugrenzen, da Einflüsse anderer Kulturbereiche omnipräsent sind.

Kultur kann verstanden werden als:

  • System von Werten, Symbolen, Ritualen, Bräuchen, Verfahrens-, Verhaltensweisen einer Gemeinschaft von Menschen sowie Lernprozesse
  • Äusserung: Verhalten (Begrüssung, Probleme lösen...), Gefühle (Freude, Besorgnis...), Gegenstände (Kleidung, Gebäude...), Denken (Einstellungen, Meinungen...)
  • Einheit: Nation, Region, Geschlecht, Generation, Unternehmung, Beruf, Subkultur...
  • Funktion: Orientierung, Verhaltenssteuerung, Sinn, Kommunikation, Zusammenleben, Identität, Abgrenzung

Auch Tätigkeiten und Gegenstände können Kultur bedeuten resp. eine Ausdrucksmöglichkeit von Kultur sein, somit alle künstlerischen Tätigkeiten und Produkte wie Musik, Opern, Theater, Schauspiel, Poesie, aber auch Malerei, Bilder, Schnitzereien, Uhren, Kultgegenstände wie Masken, Totems, weiter Ausstellungen, Sammlungen usw. Der Besitz oder Gebrauch von kulturellen Objekten, ebenso wie der Besuch kultureller Veranstaltungen zeigt die Wertschätzung, Liebhaberei oder Identifikation mit dieser kulturellen Ausdrucksform, der Kultur dahinter und / oder der Arbeit, die zur Schaffung des Werkes aufgewendet wurde.

Beobachtbar wird Kultur in den Verhaltensweisen der Kulturangehörigen und in deren Erzeugnissen. Kultur äussert sich in Sitten und Gebräuchen, in Märchen und Sagen, in der Kunst und Architektur, in sozialen Institutionen, in Gesetzen und Wirtschaftsteilen. Doch die sichtbare Ebene der Kultur ist nicht unbedingt die bedeutendste:

  • 1. sichtbare Ebene: Verhalten und kulturelle Erzeugnisse (Führungsstil, Lebensweise, Verhandlungstaktiken, Arbeitsplatzgestaltung usw.)
  • 2. bewusste Ebene: Werte und Normen (Individualismus, Gleichheit, Rolle der Frau usw.)
  • 3. unbewusste Ebene: unbewusste kulturelle Grundannahmen (Raum- und Zeitkonzept, Verhältnis von Mensch und Umwelt, Vorstellung über die Natur des Menschen usw.)

 

Im zweiten Newsletter werden wir den Begriff Interkulturelle Pädagogik näher beleuchten.