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Handbuch Interkulturelle Kompetenz (Januar 2001)

1. Teil: CICB

Die vergangenen Monate waren geprägt von der Fertigstellung des Buches ‚Handbuch Interkulturelle Kompetenz', der Vervollständigung und Verfeinerung der Hauptkurse (Halbtages- und Ganztageskurs), der Vorbereitung von Vorträgen sowie Medienauftritten, ebenso besuchte ich weitere Fachpersonen im In- und Ausland.

Ende Dezember 2000 waren die letzten Korrekturen am ‚Handbuch Interkulturelle Kompetenz' angebracht; zur Zeit ist es beim Verlag in Zirkulation und wird voraussichtlich Mitte 2001 publiziert.

Auf die bisher vorgestellten Kursblöcke habe ich ausgezeichnetes Feedback erhalten - wie in vielen Bereichen spielt auch hier der Zeitfaktor eine grosse Rolle, um ein einwandfreies Produkt vorstellen zu können! Nach Gesprächen mit interessierten Kundenkreisen erwarte ich, die ersten Hauptkurse Mitte 2001 im deutschsprachigen Raum geben zu können. Die englischsprachigen Kurse und Vorträge sind für 2002 geplant, ebenso die Publikation des ‚Handbuch Interkulturelle Kompetenz' in englischer Sprache. Weiterhin spielen natürlich auch interdisziplinäre Kontakte, Vorträge und Medienauftritte eine wichtige Rolle.

 


2. Teil: Fachbereiche

Interkulturelle Pädagogik

Hier wird das Thema interkulturelle Pädagogik kurz beleuchtet:

Interkulturelles Lernen heisst, Unvertrautem mit Neugierde zu begegnen, das Fremde als Bereicherung der eigenen Kultur und als selbstverständlichen Teil des Alltags wahrnehmen und erfahren. Somit ist interkulturelles Lernen eine Pädagogik für alle, für die Mehrheit wie für die Minderheiten.

Die gesellschaftlichen Bedingungen haben sich durch Migrationen verändert. Im komplexen Umfeld von Familie, Schule und Gesellschaft müssen Kinder und Jugendliche hohen Ansprüchen genügen: sie leben einerseits in einer vielfach „geschlossenen" Kultur in der Familie, andererseits im multikulturellen Bereich von Schule und Gesellschaft, dessen kulturelle Prägung oft sehr unterschiedlich zum familiären Bereich ist. Das Denken und die Wertvorstellungen werden in früher Kindheit kulturell konditioniert!

Kinder und Jugendliche übernehmen somit, teilweise unbewusst oder ungewollt, die Rolle von Mediatoren resp. Vermittlern zwischen den Kulturen. Um nicht „zwischen" diese Kulturen zu fallen, d. h. einen Identitätsverlust resp. eine doppelte Identität und damit eine Orientierungslosigkeit zu erleiden, müssen sie die unterschiedlichen Werte erfassen und individuell bewerten können. Eine wichtige Rolle in dieser Unterstützung fällt hier den Lehrkräften der Schulen zu, ebenso müssen auf politischer (kommunaler) Ebene die Eltern und Familien in dieser Thematik und ihren Problempunkten sensibilisiert werden.

Im Schulalltag von grosser Bedeutung ist der Kontakt zwischen Eltern und Lehrerschaft. Hier geht es darum, die Kulturunterschiede kennenzulernen, zu verstehen und das Verständnis füreinander zu fördern, und zwar nicht nur bezüglich verschiedener Nationalitäten oder Religionen, sondern auch gegenüber der ggf. weniger bekannten Berufsgruppe der Lehrer und ihrer allfälligen Schwierigkeiten mit der Klasse oder dem Schüler; die eigenen Bedürfnisse und Werte stehen denen der Lehrperson, denen der Schulbehörde und ihres Auftrages, aber auch denen des Schülers resp. der Schülerin gegenüber. Eltern und Lehrkräfte können hier einen grossen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis liefern.

In der Vorbereitung eines solchen Gespräches sind Informationen hilfreich - allenfalls auch aus zweiter Hand: was sind die Vorlieben und Präferenzen des Lehrers ? Diese müssen - da jedes Gespräch auch auf emotionaler Ebene abläuft - mit den eigenen Bedürfnissen verglichen werden können. Einige Lehrer (oder auch Elternteile, Schüler oder jede beliebige Person) schätzt öftere Kontakte, andere seltenere. Ein Lehrer mag besondere Schülergruppen bevorzugen, politische Ansichten stark gewichten, eine starke oder schwache „soziale Ader" haben etc. Ziel der Elterngespräche ist die ganzheitliche Beurteilung und Förderung des Kindes. Statt sich mit dem dürren Notenbild zu begnügen, sollen die verschiedenen Facetten der Persönlichkeit erfasst werden; wichtige Voraussetzung sind jedoch Motivation und Lernwille auf allen Seiten. Es gilt herauszufinden, warum sich ein Schüler langweilt, unkonzentriert oder hyperaktiv verhält. Um die jeweiligen Ursachen zu identifizieren, braucht es neben einer gut entwickelten Beobachtungsgabe ein feines Sensorium für tiefere innerpsychische und gruppenspezifische Zusammenhänge.

Was in einem Kind (auch einem Erwachsenen!) vorgeht, erschliesst sich uns nur, wenn wir familiäre, kulturelle, charakterliche, biographische und genetische Faktoren in einen Zusammenhang setzen und psychologisch interpretieren. Ein Attribut wie z. B. Faulheit kann auch die Folge einer ungünstigen Klassendynamik, einer schlechten Beziehung zur Lehrperson oder einer momentanen Persönlichkeitskrise sein. Natürlich ist nicht immer eine ganzheitliche, vollumfängliche, spontane und harmonische Zusammenarbeit möglich; es können auch nüchtern, freundlich und korrekt die Beurteilungsraster, individuellen Ziele und Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert werden - es geht darum, dass Schule und Elternhaus am gleichen Strick ziehen! Ab der Mittelstufe wollen Kinder den Eltern nicht alles verraten, was sie in erleben und fühlen: um eine eigene Identität aufzubauen, brauchen sie eine Subkultur, die sich von der Erwachsenenwelt abhebt. Psychologisch ist es wichtig, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Autonomie im Rahmen offizieller Sozialisationsinstanzen entwickeln können.

 

Im dritten Newsletter werden die vier Schlüsselkompetenzen (oder Schlüsselqualifikationen) beschrieben.