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Schlüsselaktivitäten, strategische Schritte, Kooperationen (Dezember 2001)

1. Teil: CICB

„Das Kind lernt laufen": mit Geduld, einer gesunden Portion Beharrlichkeit, aber auch Offenheit für Veränderungen sind Ziele am ehesten zu verwirklichen. Nach der Gründung des CICB dauerte es etwa ein Jahr, bis ausreichend Netzwerke geknüpft sowie Bekanntheit, Marktpräsenz und Glaubwürdigkeit erreicht waren.

Die wichtigsten Eckdaten der vergangenen Monate: Tagesseminar im Auftrag der ABB-University (Teilnehmende: Leiterinnen und Leiter verschiedener Training-Center des ABB-Konzerns); Verträge mit der ETH Zürich (Eidg. Technische Hochschule, ETH-Zentrum für Unternehmenswissenschaften BWI) für zwei Seminare am 16. Mai und 14. November 2002 (Kursbeschrieb und Anmeldungen hier); Vereinbarung für Lehrtätigkeit (vorerst zwei Seminare im ersten Halbjahr 2002) an der Hochschule für Wirtschaft Luzern; Vereinbarung für Referat an der Schweizerischen Marketing- und Verkaufsleitertagung in Interlaken im März (Tagungsbeschrieb und Anmeldung hier). Weitere Lehrtätigkeiten (u. a. Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung Zürich) sowie Referate und Publikationen sind im Gange resp. geplant.

Ein strategischer Schritt war mein Eintritt in die Geschäftsleitung der A+O Career Group. Diese Unternehmung ist an neun zentralen Standorten in der Schweiz vertreten und bietet auf hohem Niveau die Dienstleistungen Assessment, Outplacement, International Assignment und Coaching an. Management und Consultants (zur Zeit 20 Fachleute aus verschiedenen Bereichen) arbeiten grossteils, wie ich,  auf Mandatsbasis, was Unabhängigkeit, Praxisbezug und Professionalität sicherstellt. Es ist eine längerfristige strategische Zusammenarbeit zwischen CICB und A+O Career Group geplant, wobei die beiden Unternehmungen jedoch selbständig bleiben.

Mit dem ILA Institut für Laufbahn und Arbeit entstand auch eine fruchtbare Zusammenarbeit, vor allem in den Bereichen Psychodiagnostik und Human Resources.

Das definitive Erscheinungsdatum für den ersten Band des Handbuch Interkulturelle Kompetenz wurde festgelegt auf den 15. Februar 2002. Aus Marketing- und verlagstechnischen Gründen sowie im Hinblick auf bessere Aktualisierungsmöglichkeiten entschied der Verlag zusammen mit mir, das Werk in zwei Bänden herauszugeben (je ca. 300 Seiten); das Erscheinen des zweiten Bandes ist auf Anfang 2003 vorgesehen, später die englische Übersetzung (abhängig unter anderem vom Verkaufserfolg).

 


2. Teil: Fachbereiche

Ethik und Moral in einer globalen Welt

Moral und Ethik basieren auf sozialen Wertordnungen, die von Gesellschaft zu Gesellschaft variieren. Das ausgehende 20. Jahrhundert behauptet weitgehend, alle Menschen seien gleich. Noch das vorhergehende Jahrhundert hatte genau das Gegenteil vertreten und damit beispielsweise die moralische Zulässigkeit der Sklavenhaltung untermauert. Doch weder stimmt es, dass es Herren-  und Untermenschen gibt, noch ist es richtig, dass wir alle gleich sind; im Detail lässt sich selbst anhand von genetischem Material jedes einzelne Individuum präzise unterscheiden. Die Gleichheit gilt jedoch auch für den sozialen Bereich nicht, dem letztlich die Normen und Werte einer Person entspringen: eine andere Sozialisation in einer anderen Gesellschaft bringt Unterschiede in den Wertmustern mit sich. Nur über die Klärung der Unterschiede und Ähnlichkeiten ist ein Erfassen einer eventuellen Basis gemeinsamer Ethik und Moral möglich. Der Ansatz, der sowohl Ähnlichkeiten wie Unterschiede in Betracht zieht, hat nichts mit einer Festschreibung dieser Unterschiede zu tun, sondern muss als Ausgangsbasis für eine grundsätzliche Diskussion und eine Bestimmung des allgemein Menschlichen gesehen werden. Diesem kann man schwerlich näherkommen, solange man nicht den Schritt zum Kulturrelativismus und darüber hinaus wagt.

Sowohl Moral als auch Ethik siedeln sich im Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung und Gesellschaftsbezug einer Person an. Beide Extrempositionen, Autismus und Altruismus, sind insofern fragwürdig, als sie eine der beiden konstitutiven Komponenten der Persönlichkeit verleugnen. Ohne Regeln für ein Zusammenleben und Zusammenarbeiten, ohne Wertvorstellungen über diese Beziehungsverhältnisse und über die Richtung, in der sich Person und soziale Umwelt zu entwickeln haben, ist das reibungslose Funktionieren einer Gemeinschaft undenkbar. Eine globale Ethik auf dieser Grundlage entwickeln zu wollen, scheitert an der Tatsache, dass die verschiedenen Gesellschaften dem Individuum unterschiedliche Freiräume zugestehen!

Soweit Humanismus als „Menschlichsein" aufgefasst wird (also nicht auf den Begriff der griechischen und römischen Antike sowie den darauf aufbauenden geistesgeschichtlichen Hintergrund Europas bezogen), müssen die Bedingungen eines möglichst weltweit funktionierenden Humanismus deutlich über blosse Toleranz von Andersartigkeit hinausgehen. Ein echter, auf eine globale Welt anwendbarer Begriff des Humanismus müsste die Akzeptanz des Fremden zur Basis haben - im Extremfall gar die Akzeptanz des Unverständlichen! Die Ziele eines global zu verstehenden Humanismus wären zwar ähnlich oder sogar gleich wie die des auf antiken Grundlagen aufbauenden Humanismus, nämlich die eines geistigen, sittlichen und ästhetischen Menschseins. Nur sind in dieser globalen Sicht der Welt die kulturellen Unterschiede in den Auffassungen von geistig, sittlich und ästhetisch zu berücksichtigen. Die Werteforschung ist sich seit längerer Zeit einig, dass die Grundwerte des Menschen weltweit die gleichen sind, dass aber die - hierarchisch abgestuften - Wertordnungen völlig verschieden sein können. Dies zeigt sich gerade in der Ästhetik (wörtlich aus dem griechischen: „Wahrnehmung"), die je nach Zivilisation oder Individuum unterschiedlich interpretiert wird und auch einen unterschiedlichen Stellenwert einnimmt.

Weltweit gleiche Werte können aufgrund abweichender Wertordnungen auch situativ anders zur Anwendung kommen: asiatisches Denken ist weitgehend Prozessdenken , das die Wirklichkeit nicht in einer relativ statischen Abfolge von Momentaufnahmen sieht, sondern als ablaufenden Film begreift. So werden auch Moral und Ethik anders interpretiert: ein Wert ist dann nicht mehr etwas, das absolut richtig und ewig gültig ist, sondern wird zu etwas, das hier und heute gilt, aber morgen durchaus anders sein kann. Die für das Menschsein geforderten stabilen Grundlagen können nicht mehr in einem logisch-rationalen Denkmuster gefunden werden, sondern müssen in den einzigen noch existierenden stabilen Verhältnissen angesiedelt werden. Die fliessende Wahrnehmung der Wirklichkeit findet ihre Stabilität nur noch im persönlichen Beziehungsnetz, was dessen Wichtigkeit in allen Gesellschaften erklärt, in denen die Gruppe im Vordergrund steht, wie beispielsweise in Ostasien oder in Afrika . Eine allgemeingültige Ethik gibt es unter diesen Umständen gar nicht mehr; Moral und Ethik orientieren sich an dem in einer Personenbeziehung erreichten Vertrauensgrad!

Neben Individual- und Kollektivgesellschaft ist auch zwischen grundsätzlich-umfassender und pragmatisch-situativer Anwendung ethischer Werte zu unterscheiden. Während ein individualgesellschaftliches Muster Moral und Ethik als etwas Absolutes versteht, werden diese in einem Kollektivmuster als etwas Situatives gesehen. Aus westlicher Sicht wird dieser Ansatz sehr leicht mit Opportunismus verwechselt. Selbstverständlich gibt es auch in einer Kollektivgesellschaft Opportunisten, doch wer das Phänomen als opportunistisch beschreibt, verkennt einen Ansatz, der sich auf signifikant andere Weise mit der Realität auseinandersetzt.

Weder die westliche Seite, die individuelle Freiräume betont, noch die arabische, afrikanische oder asiatische, welche die Einordnung des Individuums in die Gemeinschaft verlangt, ist umfassend. Sowohl Kollektiv- wie Individualgesellschaften haben Anstrengungen zur Verbesserung ihres sozialen Umfeldes zu unternehmen. Die Globalisierung erscheint hier als die Chance, kulturvergleichend die Stärken und Schwächen der eigenen Gesellschaft auf dem Hintergrund eines anderen Gesellschaftsmusters in einem neuen Licht zu sehen. Kulturrelativismus ist dabei ein notwendiger Anfang - in der Folge geht es darum, die grundsätzlichen Werte und Normen herauszuarbeiten, die tatsächlich globalen Charakter haben. Dabei müssten Kollektivgesellschaften auf eine Ausweitung der Rechte und Freiheiten des Individuums hinarbeiten, und die westlichen Gesellschaften auf eine Neubewertung der Gemeinschaft, die spätestens seit der Aufklärung der Geborgenheit verlustig gegangen ist. Diesen Weg im Einklang mit Toleranz und Achtung bestehender und gewachsener Wertauffassungen beschreiten zu können, wird eine wichtige und herausfordernde Aufgabe der näheren Zukunft sein.

 

Veränderungen im Wertverständnis und globales Konfliktpotential werden die Themen im Fachbereich des nächsten Newsletter sein.