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Kooperationen, Publikation Handbuch Interkulturelle Kompetenz (Februar 2002)

1. Teil: CICB

Die Zusammenarbeit mit perSens („Der Weg zur Einzigartigkeit") führte zu einem sehr interessanten Ziel: das Intensiv-Seminar Einzigartigkeit als Wettbewerbsvorteil im interkulturellen Umfeld. (Weitere Informationen und Anmeldung hier). Dieser ausführliche Kurs führt während 13 Tagen (excl. Projektarbeiten, verteilt auf drei Module während fünf Monaten) umfassend in die Themenbereiche Interkulturalität sowie Einzigartigkeit ein und vermittelt sowohl alle wichtigen theoretischen Grundlagen als auch praktische Erfahrungen, um die Erfolgspotentiale unternehmerischer sowie persönlicher Einzigartigkeit im globalen Umfeld optimal zu nutzen. Die praktische Umsetzung erfolgt unter anderem während einem mehrtägigen Aufenthalt in Singapur. Gastreferent im dritten Modul ist Prof. Dr. Rohith Gerald Delilkhan, Mitbegründer des Swiss Management Forum St. Gallen. Mit ihm verbinden mich viele gemeinsame Interessen (wir kennen uns seit meinem Betriebswirtschafts-Studium 1994), und ich freue mich sehr über dieses gemeinsame Resultat.

Ein regelmässiger Erfahrungsaustausch erfolgt mit Cultural Diversity und es ist eine Zusammenarbeit geplant betreffend einzelner Kurse, u. a. in der Vorbereitung und Begleitung von Auslandeinsätzen. Dieses Tätigkeitsfeld ist auch Grundlage der Zusammenarbeit mit ASN Services for Expatriates.

Aktuell sind, wie schon im letzten Newsletter erwähnt, die Erscheinung des ersten Bandes des Handbuch Interkulturelle Kompetenz (in jeder Buchhandlung erhältlich; Online-Bestellungen bitte hier), die eintägigen Seminare am 16. Mai und 14. November 2002 an der ETH Zürich (Informationen und Anmeldung hier) sowie die Schweizerische Marketing- und Verkaufsleitertagung in Interlaken vom 20. bis 22. März 2002 (Informationen und Anmeldung hier).

Die regelmässige Mitwirkung resp. Teilnahme an Tagungen, Seminaren und Interessengemeinschaften gewährleistet den aktuellen Überblick sowie eine fruchtbare Zusammenarbeit mit unzähligen Menschen, Organisationen und Unternehmen.

 


2. Teil: Fachbereiche

Veränderungen im Wertverständnis und globales Konfliktpotential

Auffassung und Interpretation von Werten sind nicht nur von Kultur zu Kultur unterschiedlich, sondern sind auch innerhalb der Kulturen einem ständigen Wandel unterzogen. Ein Beispiel hiefür ist das Rechtsempfinden, das die (zeitlich verzögerte) Anpassung der Gesetze und Verfassungen nach sich zieht.

Grundwerte und Bindungen, wie z. B. die Familie, müssen jedoch im Wandel weiterbestehen. Solche freigewählte Bindungen können nicht gegen die persönliche Freiheit ausgespielt werden. Ähnliches gilt hinsichtlich der Gesellschaft, die als Gefüge ein Ort der Freiheit und der Bindung, der Verantwortung und Solidarität ist. Denn ohne eine bestimmte Bindung, die durch das Gemeinwohl bestimmt wird, kann sich niemand in einer Gesellschaft verwirklichen.

Das Empfinden und Definieren von Werten sowie die Meinungsbildung allgemein wird beeinflusst von Organisationen, Gruppierungen und Unternehmungen. Normalerweise verändert sich das Wertverständnis langsam und über grössere Zeiträume hinweg; es kann aber ausserordentlich stark durch Ereignisse beeinflusst werden - dies wurde nach den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf New York und Washington deutlich. Freiheit und Sicherheit sind Werte, die von fast allen Menschen angestrebt werden und insbesondere von den westlichen Zivilisationen (besonders ausgeprägt in den USA) als Grundwerte und Grundrechte empfunden werden. Meinungsfreiheit und uneingeschränkte Bewegungsfreiheit waren bis zu diesem Datum eine Selbstverständlichkeit, die selten hinterfragt wurde.

Seit dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums 1989 waren nur noch wenige deutliche Feindbilder auszumachen. Konflikte und Gefahrenherde wurden zwar erkannt und, wie im Zweiten Golfkrieg oder in Ex-Jugoslawien, bekämpft, doch wurden sie nicht als globale Bedrohung wahrgenommen, genauso wenig wie religiöser Extremismus (z. B. in Afghanistan oder Ultraorthodoxe in Israel) und Unterdrückung von Volksgruppen, Kriege und Terrorakte (Naher Osten, Nordirland, ETA in Spanien).

Nach den Terror-Attacken vom 11. September und auch die dadurch ausgelösten Nachahmungstaten wird bereitwillig auf die Freiheit, wie man sie kannte, verzichtet: Kontrollen, Durchsuchungen, Datenschutz erscheinen in ganz anderem Licht. Sicherheit, insbesondere in (lebens-) bedrohlicher Situation, wird über Freiheit gestellt.

Im wirtschaftlichen Umfeld ist man sich zwar des Wechsels von Konjunktur und Rezession bewusst. Doch haben die in diesem Ausmass bisher unvorstellbaren Terroranschläge starke negativen Auswirkungen auch in diesem Bereich. Die Problematik von Wirtschaft und Macht, in Verbindung mit einer unvorhersehbaren Eigendynamik, trat am Beispiel der gescheiterten Schweizer Luftfahrtgesellschaft Swissair zutage. In diesem Unternehmen, das weltweit einen ausgezeichneten Ruf genoss, versagten sämtliche sowohl rechtlichen als auch ökonomischen Kontrollmechanismen: eine jahrelange falsche Strategie, Verwaltungsrat, Revisionsstellen, Beratungen etc. erwiesen sich als ungenügend resp. unfähig mit dem Resultat, dass der Schweizer Staat (zusammen mit der Wirtschaft) , um Zehntausende von arbeitslosen Angestellten und einen enormen volkswirtschaftlichen, aber auch politischen Schaden zu verhindern, mehrere Milliarden Franken ohne Aussicht auf Rückzahlung einschiessen musste. Obwohl die freie Marktwirtschaft erwiesenermassen die bestmögliche Wertschöpfung ermöglicht, sind die Partikularinteressen der beteiligten Parteien (Banken, Verwaltungsrat, Staat, wirtschaftliches Umfeld) so verschieden, dass sich eine solch verhängnisvolle Eigendynamik entwickeln konnte.

Ein Umdenken, ein Wandel der Werte und Denkweise,ist somit in sehr vielen Bereichen im Gange: ehemalige, vermeintlich sichere Werte verwässern oder lösen sich gar auf, eine Unsicherheit und Orientierungslosigkeit macht sich breit, ja das (mentale) Weltbild kann in Frage gestellt werden. Eine grosse Rolle spielen hier Symbole- einerseits wenn diese zerstört werden (World Trade Center in New York, Pentagon in Washington, Swissair in der Schweiz), gerade weil diese besondere Werte verkörpern. Symbole werden aber auch als mentale und psychische Orientierungspunkte benötigt, und hier besteht oft die Gefahr des Schwarz-Weiss-Malens und damit der Beeinflussbarkeit. Mit definierten Gesichtern und Namen können Emotionen besser gesteuert werden: „Bush = gut", „bin Laden = böse" in Amerika, und in der Schweiz wurde der als Krisenmanager leider doch gescheiterte letzte CEO der Swissair selbst von den Gewerkschaftsmitgliedern als letzter Hoffnungsträger hochgejubelt (obwohl er tausende von Kündigungen aussprechen musste), während der Präsident einer Grossbank, die als Investor (aber nicht darüber hinaus) auftrat, als Inbegriff der bösartigen Finanzmacht gebrandmarkt wurde. Differenzierung ist gerade in solchen Situationen besonders wichtig. Andererseits müssen sich gerade Meinungsbildende und Entscheidungsträger ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein: eine einwandfreie Kommunikation und der „Blick für's Ganze" sind auf allen Stufen wichtig, an ihren (möglichen) Auswirkungen gemessen aber vor allem bei den Entscheidungsträgern (dies gilt vor allem für den Bereich „Public Relations").

Wertveränderungen, besonders die sehr kurzfristigen, können sowohl bei Menschen, die ihre Stellung in der Gemeinschaft und in ihre Selbstsicherheit noch nicht ausgebaut haben (Kinder, Jugendliche, sozial Benachteiligte), als auch bei Personen, die in grosser Abhängigkeit zu deren Werten stehen, grosse, teils irrationale Ängste und Traumata auslösen.

Chancen bestehen jedoch auch hier, wie in allen Veränderungsprozessen. Je umwälzender die Veränderungen, desto höher auch die Anforderungen an die eigene psychische Stabilität und die Fähigkeit, Visionen auf der Basis eines realistischen Optimismus zu entwickeln. Durch das Auftreten von erschreckenden, ja traumatischen Erlebnissen werden viele aus einer Eigenwelt herausgerissen, was aber auch (ggf. mit professioneller Hilfe) eine Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewirken kann und soll, wenn man merkt, dass man grundsätzlich gefordert ist. Solche Erlebnisse und die Auseinandersetzung mit ihnen sensibilisieren für politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge.

 

Die aktuellen Themen Religion, Staat und Terrorismus werden uns auch im nächsten Newsletter beschäftigen.